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Die Rückkehr der Garage – nicht als Raum, sondern als Idee
In einer Zeit, in der immer mehr Räume durchgestylt, normiert und monetarisiert sind, bleibt die Garage roh. Und genau das macht sie relevant. Die Garage ist einer der letzten Räume, die nicht von außen bewertet werden. Ein Ort, an dem Unordnung nicht Makel, sondern Methode ist.
Doch was früher bloß funktional war, ist heute kuratiert. Werkzeuge hängen wie Kunstwerke. Sticker erzählen eine Biografie. Alte Scheinwerfer werden zu Lichtskulpturen. Die Garage ist zur Inszenierung von Identität geworden – irgendwo zwischen Werkstatt und Moodboard, DIY und Galerie.

Garage Culture als Gegenentwurf zur glatten Welt
Während unsere Städte immer cleaner, smarter und kontrollierter werden, bleibt die Garage ein Raum der Unordnung, der Selbstbestimmung – und damit ein kultureller Safe Space.
In Kalifornien entstehen aus alten Garagen Studios, in denen sich Custom-Bike-Building mit Tattoo-Session und Rap-Recording vermischen. In Tokio verwandeln Schrauber:innen ihre Werkstatt in hyperminimalistische Räume im Stil von Muji x Mad Max. In Berlin ist die Garage oft Teil des Clubs, Ateliers oder Concept Stores.
Die Botschaft ist klar: Garage is culture. Und sie ist ein Statement gegen die Uniformität des öffentlichen Raums.

Von der Werkstatt zur Bühne: Die Ästhetik der Garage
Garagen zeigen, was ihre Besitzer:innen bewegt – im wahrsten Sinne. Die Einrichtung ist nicht nur zweckmäßig, sondern symbolisch:
Neonlicht: nicht nur praktisch, sondern Teil der Street-Aesthetic
Vintage-Werkzeugkoffer: Erinnerung an Väter, Großväter, Herkunft
Stickerwände: ein physisches Social-Media-Profil
Soundanlagen: Ausdruck kultureller Verortung – von Trap bis Techno
Sitzgruppen aus alten Autositzen: die Garage als Chillzone und Denkraum
Diese Details machen Garagen zu einem Ort, der nicht nur für Maschinen gedacht ist – sondern für Geschichten.


Popkulturelle Aufladung: Von Kanye bis Tyler
Die Garage taucht immer wieder in der Popkultur auf – als Symbol für Authentizität, Rebellion, Neuanfang.
Kanye West hat große Teile von Yeezus in einer umgebauten Lagerhalle aufgenommen – roh, unperfekt, intensiv.
Tyler, The Creator posierte mit seinem Rolls Royce in einer Garage, tapeziert mit Moodboards, BMX-Teilen und Skateboard-Decks – als würde man in sein Gehirn schauen.
Billie Eilish nannte in Interviews die Garage ihres Bruders Finneas den Ort, an dem der „true sound“ entstand.
Selbst Luxusmarken zitieren das: Balenciaga und Porsche kollaborieren mit Motif-Garagenästhetik; Louis Vuitton ließ eine komplette Werkbank auf einer Runway Show platzieren.


Designtrends: Zwischen Industrial & Intim
Längst haben auch Architekten und Designer den Reiz der Garage erkannt. In Europa und Asien entstehen „Open Garages“ – halböffentliche Räume mit Glasfronten, modularer Ausstattung, minimalistischer Möblierung. Die Werkbank wird zur Skulptur, das Motorrad zum Ausstellungsstück.
Ein neuer Interior-Stil hat sich entwickelt: Garage Brutalism. Sichtbeton, Metallflächen, Ölspuren als Design-Statement. Hier wird nicht versteckt – hier wird gezeigt. Und dabei steht nicht Prestige, sondern Persönlichkeit im Fokus.


Die Garage als kulturelle Verlängerung des Körpers
Was Tattoos auf der Haut sind, ist die Garage im Raum: ein Spiegel des Selbst. Für viele Schrauber:innen ist sie nicht nur Arbeitsplatz, sondern Rückzugsort, Denkraum, Archiv, Bühne, Safe Space.
Ein Ort, an dem man macht, statt nur zu konsumieren. An dem man kreiert, statt zu präsentieren. Und an dem man Dinge anfassen kann, in einer Welt, die zunehmend virtuell ist.
REHASH sprach mit Gül, einer Garagenbesitzerin in Istanbul, die in ihrer Werkstatt nicht nur Mopeds repariert, sondern auch Mode entwirft, Musik auflegt und Motorrad-Therapie-Sessions anbietet. Ihre Garage ist laut, bunt, spirituell. „Es ist mein Tempel“, sagt sie. „Und mein Manifest.“

Fazit: The Garage Is the New Gallery
Die Garage ist kein Relikt. Sie ist ein kulturelles Labor – roh, real, rebellisch. Hier trifft Handwerk auf Haltung, Chaos auf Ästhetik, Vergangenheit auf Zukunft.
Und sie ist ein Ort, an dem Maschinen leben. Aber auch Menschen. Und ihre Geschichten.
Wer heute verstehen will, was Car Culture wirklich bedeutet, muss nicht auf den Highway. Sondern in die Garage.